4-Tage- vs. 5-Tage-Woche: Vor- und Nachteile im Vergleich

Das aktuell in Deutschland am häufigsten verwendete Arbeitszeitmodell ist die 5-Tage-Woche. Demnach folgen auf fünf Arbeitstage zwei Ruhetage. Aktuell wird verstärkt über ein anderes Modell diskutiert, das aus Sicht vieler Unternehmen einige Vorteile mit sich bringt: Die 4-Tage-Woche. Was für oder gegen die Einführung dieses Modells spricht, erfahren Sie an dieser Stelle.

5-Tage-Woche: Einführung und Urlaubsanspruch

Die 5-Tage-Woche blickt auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurück. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war das weltweit häufigste Arbeitszeitmodell die 6-Tage-Woche. Vorreiter bei der Einführung der 5-Tage-Woche war eine Mühle in den USA, die im Jahr 1908 das System auf fünf Arbeitstage und zwei freie Tage umstellte. Grund dafür war die Bitte jüdischer Arbeiter, am Samstag den Sabbat abhalten zu können. Bis zur flächendeckenden Einführung dieses Arbeitszeitmodells vergingen keine 30 Jahre.

In Deutschland liegt die wöchentliche Arbeitszeit grundsätzlich zwischen 35 und 42 Stunden. Einzelheiten sind im jeweiligen Tarifvertrag geregelt. Der Urlaubsanspruch ist gesetzlich geregelt und liegt derzeit bei 20 Tagen. Damit soll allen Arbeitnehmern mindestens vier Wochen Urlaub im Jahr garantiert werden.

4-Tage-Woche: Einführung und Urlaubsanspruch

Im Gegensatz zur Einführung der 5-Tage-Woche lässt sich für die Einführung der 4-Tage-Woche kein konkretes Datum benennen. Vielmehr testeten mehrere Unternehmen in der Vergangenheit dieses Modell. Tech-Gigant Microsoft startete im Jahr 2019 beim japanischen Ableger einen Feldversuch. Das Resümee fiel positiv aus.

Island führte bislang zwei Testläufe mit der 4-Tage-Woche in den Jahren 2015 und 2017 durch. Die Ergebnisse:

  • kein Abfall der Produktivität
  • kein nennenswerter Anstieg der Überstunden
  • weniger Krankschreibungen
  • unkomplizierte Umstellung im Arbeitsalltag

Während bei einer 5-Tage-Woche zwei freie Tage auf fünf Arbeitstage folgen, sind es bei der 4-Tage-Woche drei freie Tage. Der gesetzliche Urlaubsanspruch von vier Wochen im Jahr bleibt bestehen, verringert sich jedoch von 20 auf 16 Tage, da nur an vier Werktagen gearbeitet wird. Die Einführung der 4-Tage-Woche muss nicht zwangsläufig mit weniger Arbeitsstunden verbunden sein.

Vorteile der 5-Tage-Woche

Grundsätzlich lässt die 5-Tage-Woche mehr Zeit für die innerbetrieblichen Arbeitsabläufe und Kundengespräche. Insbesondere junge Unternehmen in der Startphase können sich auf diese Weise als Service-Champions etablieren und damit neue Kunden gewinnen.

Arbeitnehmer geraten in einer 5-Tage-Woche nicht so stark unter Leistungsdruck wie bei einer 4-Tage-Woche. Generell steht ein Tag mehr für Kundengespräche, Projektabschlüsse und sonstige Arbeiten zur Verfügung.

Nicht zu unterschätzen ist die soziale Interaktion in Unternehmen. Bei einer 5-Tage-Woche bleibt mehr Zeit für eine Unterhaltung in der Frühstückspause und einen Austausch unter Kollegen. Das kann sich positiv auf die gesamte Arbeitsatmosphäre auswirken.

Nachteile der 5-Tage-Woche

Zu den größten Nachteilen dieses Arbeitszeitmodells gehört die sinkende Produktivität. Da gefühlt mehr Zeit zur Verfügung steht, besteht die Gefahr, dass Diskussionen endlos verlängert und wichtige Entscheidungen auf die lange Bank geschoben werden.

Ein weiterer Nachteil: Termine, die Arbeitnehmer nur an Werktagen wahrnehmen können, sorgen für Ausfallzeiten. Steht ein Arztbesuch an, muss das Auto in die Werkstatt oder hat sich ein Monteur angekündigt, fällt die Arbeitskraft unter Umständen für mehrere Stunden aus.

Last but not least: Eine 5-Tage-Woche bedeutet weniger Erholung, als das Modell mit einem Arbeitstag weniger. Für die Erholung von arbeitsbedingten Stresssituationen steht ein Tag weniger zur Verfügung, was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansteigen lässt.

Vorteile der 4-Tage-Woche

Testläufe haben ergeben, dass eine 4-Tage-Woche die Motivation der Mitarbeiter steigert und die krankheitsbedingten Ausfallzeiten sinken. Das Gefühl, mehr Freizeit zu haben, wirkt wie ein Motivationsschub und steigert die Leistungsbereitschaft.

Wichtige Termine können beim 4-Tage-Modell auf den freien Werktag gelegt werden, was zu einer Reduzierung der Ausfallzeiten führt. Zusätzlich positionieren sich Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber. Insbesondere die junge Generation weiß zusätzliche Freizeit zu schätzen, was die Suche nach Fachkräften einfacher macht.

Nachteile der 4-Tage-Woche

Bei einer 4-Tage-Woche besteht eine große Gefahr im Anhäufen von Überstunden. Dies wiederum untergräbt die Moral der Angestellten und bremst unter Umständen die Produktivität aus. Durch die Verdichtung der Arbeitsprozesse bleiben soziale Kontakte innerhalb des Unternehmens auf der Strecke.

Insbesondere für Startups bringt die 4-Tage-Woche mehr Nach- als Vorteile. In der Gründungsphase sind Kreativität und Flexibilität gefragt, um Kunden zu akquirieren und langfristig zu binden. In der Praxis sind dafür selbst fünf Werktage meistens zu wenig.

In einigen Branchen ist das 4-Tage-Arbeitszeitmodell schlicht nicht umsetzbar. Wenn Kunden und/oder Lieferanten das Konzept nicht mittragen, treten die Nachteile in Form von verlorenem Umsatz, Lieferverzögerungen oder fehlender Vertragsabschlüsse schnell zutage.

 

Fazit: Grundsätzlich entscheidet die jeweilige Branche, ob der Wechsel von einer 5-Tage- zu einer 4-Tage-Woche sinnvoll ist. Bei einer genauen Analyse der Ausgangslage und einer Betrachtung der daraus resultierenden Optionen sind Ihnen die Experten der Krüger Unternehmensberatung gern behilflich.

 

Wir beraten Sie gern!